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Fridge Hiring: Warum clevere Unternehmen jetzt einen Mitarbeitenden-Vorrat anlegen 

Michael Rothschädl
7 min.
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Beim „Fridge Hiring“ geht es nicht darum, Bewerber·innen kaltzustellen. Im Gegenteil: Mit dieser neuen Recruiting-Strategie halten sich Firmen vielversprechende Talente warm – indem sie „auf Vorrat“ einstellen. Ob dieser Trend in Krisenzeiten auch für Sie vielversprechend ist? Das erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Fridge Hiring: In aller Kürze

Fridge Hiring beschreibt eine Recruiting-Strategie, bei der Arbeitskräfte angesprochen werden, ohne dass akuter Bedarf für sie besteht. Im Grunde geht es dabei darum, sich spannende „Zukunftsaktien“ zu sichern, bevor sie von anderen Arbeitgebern weggeschnappt werden. Es wird also auf Vorrat rekrutiert.  

8/10 Personaler·innen haben bereits Hiring auf Vorrat betrieben 

Das ergab eine Umfrage¹, in der 82,2 % der 400 befragten Personaler·innen angaben, bereits eine Person eingestellt zu haben, ohne dass zu dem Zeitpunkt Bedarf für diese Person bestanden hat. Mehr als ein Viertel der Befragten hat dies sogar häufig getan.  

Das Ziel ist klar: Durch Fridge Hiring wappnen sich Unternehmen für einen stetig steigenden Arbeitskräftebedarf. Und das zu einem Zeitpunkt, in dem der Wettbewerb günstiger ist als in der Zukunft. Denn Fakt ist: Mit anziehender Wirtschaft – gepaart mit dem demografischen Wandel – wird auch der Arbeitskräftemangel wieder (deutlich) anziehen.  

Wo ist Fridge Hiring am verbreitetsten?

Laut der zuvor vorgestellten Studie sind besonders Mitarbeitende in der mittleren Karrierestufe im Fridge Hiring gefragt. Außerdem zeichnet sich die Zielgruppe durch eine überdurchschnittliche Akademiker·innen-Quote aus. Zusammenfassend lassen sich diese Fokus-Gruppen feststellen:  

  • Fachrichtungen: IT, Sales und Personalmanagement sind die drei gefragtesten Berufsgruppen 
  • Karrierelevel: Besonders Berufseinsteiger·innen und Angestellte auf einem mittleren Karrierelevel werden über diese Strategie angesprochen  
  • Bildungsgrad: Vor allem Absolvent·innen von Hochschulen – nicht selten sogenannte High Potentials – sind im Fridge Hiring gefragt  

Wann lohnt es sich?

Bereits aus der Kernzielgruppe dieser Recruiting-Strategie wird deutlich: Hier suchen Sie ganz klar nach Potenzialen, die in der Zukunft für das Unternehmen wichtig werden. wenn Wenn Sie bereits frühzeitig für einen adäquaten Ersatz sorgen, kann das etwa als Fluktuationsprävention gedacht sein – also Maßnahmen, um die Abwanderung von Mitarbeitern zu reduzieren. Andererseits kann es darum gehen, Kompetenzen aufzubauen, die für künftige Expansionspläne relevant werden.  

Fakt ist, … 

… Sie als Recruiter·in müssen in strategische Entscheidungen eingebunden sein, um gezieltes Fridge Hiring betreiben zu können. Nur so können Sie nämlich abschätzen, welche Positionen künftig so relevant sein werden, dass man bereits auf Vorrat einstellt.  

Die hohen Kosten, die zunächst kaum Erträgen gegenüberstehen, sind übrigens das größte Risiko von Fridge Hiring. Schaffen Sie hier früh ein gemeinsames Verständnis und prüfen Sie kritisch, ob diese Form der Personalgewinnung wirklich für Ihr Unternehmen geeignet ist.  

Fridge Hiring in der Praxis: 5 Tipps

Ohne klaren Plan kann Fridge Hiring ganz schnell nach hinten losgehen. Sie bauen dann nämlich unnötig Ressourcen auf, die Ihnen keinerlei wirtschaftlichen Mehrwert bieten. Und im schlimmsten Fall nach wenigen Monaten wieder abgebaut werden müssen – ein miserables Zeichen für den Talent-Markt. Wie’s besser geht? Wir verraten Ihnen unsere Top-5-Tipps!  

1) Schaffen Sie Verbindlichkeiten

Fridge Hiring ist kein Sprint. Es führt kurzfristig meist nur zu Kosten, ohne signifikanten Wert zu stiften. Das passt natürlich nicht zu den üblichen betriebswirtschaftlichen Überlegungen. Umso wichtiger ist es, dass Sie die klare und konsequente Bereitschaft Ihrer Entscheidungsträger·innen einzuholen, um diese Recruiting-Strategie voll durchziehen zu können.  

Fridge Hiring muss man sich leisten können, um langfristig davon zu profitieren.  

2) Fokus-Gruppen definieren 

Auch in Ihrem Betrieb wird es sie geben: die Bereiche mit besonders hoher Fluktuationsrate. Diese Berufsgruppen könnten folglich ebenso gut in Ihr Fridge-Hiring-Konzept passen wie Talente aus Abteilungen, die für Ihr geplantes Wachstum besonders wichtig sind. Am Anfang Ihrer Bemühungen sollte jedenfalls die Definition von Fokus-Gruppen stehen. Diese Talente werden demnach im Fridge Hiring priorisiert. Helfen können dabei folgende Fragen:  

  • Ist abzuschätzen, dass in dieser Position künftig Bedarf entstehen wird?  
  • Kann das Talent in einem Bereich eingesetzt werden, der in möglichen Wachstumsplänen eine zentrale Rolle spielt?  
  • Bringt die Person Kompetenzen mit, die in der Zukunft für unser Unternehmen einen echten Mehrwert stiften werden?  
  • Handelt es sich um eine Berufsgruppe, bei der Sie traditionell Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen?  

3) Stellen Sie Ihr Recruiting agil und flexibel auf  

Im Fridge Hiring zählt Schnelligkeit und Flexibilität. Sie müssen in nur wenigen Tagen entscheiden, ob Sie das Risiko einer Einstellung auf Vorrat eingehen möchten. Bei endlosen Entscheidungswegen ist ein vielversprechendes Talent schon wieder vom Markt, noch ehe Sie ein Angebot unterbreiten konnten.  

Sogenannte Service-Level-Agreements (SLA), die eine konkrete Reaktionszeit zwischen Abteilungen festhalten, sind hierfür ein geeignetes Mittel. Verpflichten Sie sich zu schnellen Rückmelde- und Entscheidungszeiten, um erfolgreiches Hiring auf Vorrat betreiben zu können.  

4) Fridge Hiring statt Talent-Pooling  

Eigentlich geht Fridge Hiring einfach nur einen Schritt weiter als klassische Strategien im Talent-Pooling. Statt sich Arbeitskräfte außerhalb des Unternehmens warm zu halten, schlagen Sie sofort zu. Und vermeiden so das Risiko, dass das Talent bei einem anderen Unternehmen fündig wird. Typische Szenarien sind hier beispielsweise:  

  • Sie erhalten Bewerbungen, die für eine aktuelle Vakanz nicht geeignet sind. Da Sie die Person aber derart überzeugt und das Skill-Set für Ihr Unternehmen künftig von Relevanz sein wird, entscheiden Sie sich dennoch für eine Einstellung.  
  • Eine eingehende Initiativbewerbung: Sie ist das Parade-Beispiel für Fridge Hiring. Auch, wenn keine Passung mit einer ausgeschriebenen Position besteht, könnte ein Talent hier dennoch in naher Zukunft spannend sein. Die Konsequenz: ein Job-Angebot.  
  • Sie haben im Active Sourcing einige spannende Talente identifiziert, eine·r Ihrer „Leider-Nein-Kandidat·innen“ ist so interessant, dass Sie sich dennoch für ein weiteres Job-Angebot entscheiden, obwohl die eigentliche Stelle bereits besetzt wurde.  

In Tools wie dem XING TalentManager können Sie außerdem informiert werden, wenn sich am Status eines spannenden Talents etwas ändert. Ein mächtiges Instrument für Ihre proaktive Recruiting-Strategie. Denn dadurch sind Sie in der Lage, den richtigen Moment zu erwischen, um wirkliche Top-Talente zu überzeugen. Kleiner Tipp: Hier heißt es, schnell zu sein!  

Active Sourcing auf XING – mit dem TalentManager

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5) Ein klarer Plan für das Danach  

Fridge Hiring bedeutet oft, dass in Ihrem Unternehmen aktuell kein Bedarf für jene Person herrscht, die Sie da gerade eingestellt haben. Ein böses Erwachen ist da häufig vorprogrammiert, wenn die ersten Monate größtenteils aus Däumchen-Drehen bestehen. So, liebe Personaler·innen, bitte nicht.  

Haben Sie sich bei einem Talent für eine Einstellung auf Vorrat entschieden, braucht es einen klaren Plan, wie diese Person eingesetzt wird.  

  • Kann bereits jetzt in ersten Projekten mitgearbeitet werden?  
  • Gibt es eine klare Personalentwicklungsstrategie, um die Person auf die künftigen Aufgaben vorzubereiten – bspw. bei Nachwuchsführungskräften?  
  • Oder wird zunächst das Unternehmen und das Umfeld mittels Job-Hopping kennengelernt, um erstmal alles zu durchdringen?  

Bei Einstellungen im Fridge Hiring fällt der Zeitdruck im Onboarding zumeist weg. Nutzen Sie dieses Privileg, um die Person bestmöglich mit dem Unternehmen und den künftigen Aufgaben vertraut zu machen.  

Fridge Hiring: The time is NOW?!  

Blickt man auf die Grund-Idee von Fridge Hiring – nämlich sich Talente zu sichern, noch bevor die Konkurrenz um diese Person (zu) groß wird –, dann wird schnell klar: Könnte es einen besseren Zeitpunkt als jetzt geben? Rezession, politische Unsicherheit: Aktuell treten viele Unternehmen bei Neueinstellungen auf die Bremse.  

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist aber klar, dass diese Abwarte-Position am Arbeitskräftemarkt nicht von langer Dauer sein wird. Unternehmen, die in diesen Zeiten mit Konsequenz einer Strategie wie Fridge Hiring nachgehen, haben hier eine so große Chance wie nie, sich Top-Talente zu sichern.  

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¹ Indeed, Umfrage, 2023.