Kacper Potega ist Senior Vice President Product & UX bei XING und in dieser Rolle hauptverantwortlich für die Weiterentwicklung der Plattform zum Jobs-Netzwerk. Im Gespräch verrät er, was XING heute für Job-Suchende und Recruiter·innen leistet, in welche Richtung sich das Netzwerk entwickelt und welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielen wird.
Kacper Potega
Senior Vice President Product & UX bei XING, XING Insider
Inhalt
Kacper Potega: Das leistet das Jobs-Netzwerk XING
XING Redaktion: Kacper, du treibst als Senior Vice President Product & UX die Weiterentwicklung von XING zum Jobs-Netzwerk voran, die im ersten Halbjahr 2024 so richtig Fahrt aufgenommen hat. Was kann XING heute, was es vor einem Jahr noch nicht konnte?
Kacper Potega: XING wurde ursprünglich, als OpenBC, für eine Welt gebaut, in der Vitamin B der beste Weg war, zum sicheren Traum-Job zu kommen. Diese Welt gibt es aber – durch demografischen Wandel und Fachkräftemangel – nicht mehr. Die Talente sind heute das rare Gut, nicht die offenen Positionen.
Auf diese neue Realität haben wir XING nun ausgerichtet. XING versteht nun die Job-Wünsche seiner Talente viel besser, stellt das Thema Jobs in den Fokus und ist so viel effektiver darin, seinen User·innen zu erlauben, jeden Tag aufs Neue die Entscheidung zu fällen, ob der Job, den sie heute haben, in diesem Moment noch der richtige ist.
XING Redaktion: Lass uns zunächst einen Blick auf die Perspektive der Job-Suchenden werfen. Wenn dein bester Freund unzufrieden mit seinem aktuellen Job wäre: Was würdest du ihm raten?
Kacper Potega: Natürlich rate ich meinen Freunden auch, ihr XING Profil zu aktualisieren, um die Chance zu erhöhen, von einem unserer ca. 22.000 Recruiter·innen angesprochen zu werden und passende Empfehlungen aus den über 1 Mio. Stellenanzeigen auf der Plattform zu erhalten.
Das empfehle ich übrigens nicht nur den Menschen, die aktuell unzufrieden sind: Denn, ob mein Job der aktuell wirklich richtige ist, kann ich eigentlich nur entscheiden, wenn ich die Alternativen gut kenne.
XING Redaktion: Das eine ist die Neu-Positionierung der Plattform in den Köpfen der User·innen. Das andere aber natürlich das Produkt selbst, das für diese Positionierung auch abliefern muss. Welche Veränderungen und Neuerungen im Produkt ebnen den Weg zum Jobs-Netzwerk?
Kacper Potega: Die fundamentalste Veränderung ist sicherlich, dass sich nun alles um das Thema Jobs dreht. Wir haben die App-Architektur fundamental umgestellt, sodass Jobs ganz vorne stehen. Zusätzlich haben wir neue Wege geschaffen, die unseren Talenten die Jobs-Reise noch angenehmer machen.
Ein Highlight ist für mich dabei das „Jobs-Wünsche“-Feature, das mir erlaubt, nicht nur (wie in einem klassischen CV) zu sagen, was ich bisher beruflich getan habe, sondern auch zu teilen, wo es in Zukunft für mich hingehen soll. Dadurch generieren wir deutlich bessere Empfehlungen, was sich auch darin ausdrückt, dass die User·innen dieses Features 2,6-mal so viele Stellenanzeigen anschauen.
Ein weiteres Highlight sind unsere “Job-Zusammenfassungen”. Auf allen bezahlten Stellenanzeigen erscheint nun eine KI-Generierte Kurz-Zusammenfassung, die es Talenten erlaubt, auf einen Blick zu beurteilen, ob die Stelle zu ihnen passt. Kombiniert mit unserem “Instant Apply”-Feature, das User·innen ermöglicht, sich mit einem Klick mit ihrem XING Profil zu bewerben, erzeugen wir so für unsere Kund·innen deutlich mehr Bewerbungen pro Stellenanzeige.
Wie Recruiter·innen von der Neu-Ausrichtung profitieren
XING Redaktion: Wechseln wir die Perspektive und blicken wir auf XING aus dem Blickwinkel der Recruiter·innen. Was soll XING als Jobs-Netzwerk für Personaler·innen leisten?
Kacper Potega: Ganz einfach: Wir möchten mehr passende Bewerber·innen pro offene Stelle liefern als alle anderen Recruiting-Kanäle. Und zumindest im Vergleich mit dem direkten Wettbewerb haben wir Zahlen, die darauf hindeuten, dass wir das bereits sehr erfolgreich tun.
XING Redaktion: Als Jobs-Netzwerk macht sich XING nun natürlich auch mit Job-Börsen und -Portalen vergleichbar. Was macht XING anders, besser als andere Plattformen mit Jobs-Fokus?
Kacper Potega: Der fundamentale Unterschied zwischen XING und einer klassischen Job-Börse ist, dass XING User·innen typischerweise keine anonymen, grauen Gestalten sind. Über 22 Millionen Menschen haben ein XING Profil – Menschen mit einem echten Gesicht, einem Job-Titel, einem Unternehmen, für das sie tätig sind. Diese Profil-Informationen, kombiniert mit Daten aus über 20 Jahren XING, sorgen dafür, dass wir in der Lage sind, deutlich bessere Job-Empfehlungen für unsere Talente zu generieren und für unsere Kund·innen dadurch gleichzeitig mehr und zielgerichtetere Reichweite zu erzielen.
XING Redaktion: Durch die Abkehr von einem beruflich-sozialen Netzwerk wird auf XING heute natürlich weit weniger gepostet, geteilt und interagiert. Die brennende Frage ist hier: Hat diese fehlende Aktivität Auswirkungen aufs Active Sourcing?
Kacper Potega: Richtig: Diese Art von Aktivität, die sich um Selbstdarstellung dreht, wie Likes, Kommentare und Shares, wird natürlich zurückgehen. Aber: Worauf es ankommt, ist die Art Aktivität, die wirklich einen Wert erzeugt. Und diese Art der Aktivität liegt auf einem Rekord-Niveau. Wir haben so viele Besucher·innen im Stellenmarkt, wie noch nie, eine Zahl Bewerbungen je Stellenanzeige, um die uns der Wettbewerb nur beneiden kann und haben auch die Antwortrate auf Recruiter·innen-Anfragen im Active Sourcing signifikant erhöht.
Leitfaden für erfolgreiches Active Sourcing
In unserem Komplett-Guide erfahren Sie, wie Sie Active Sourcing erfolgreich in Ihrem Unternehmen etablieren.
XING Redaktion: Wenn die Nutzer·innen also nicht mehr täglich auf XING kommen, um ihren Feed zu checken: Wie lesen Talente heute die Nachrichten von Recruiter·innen?
Kacper Potega: Zum einen kommen unsere Nutzer·innen in Zukunft zwar in geringerer Frequenz, aber nach wie vor regelmäßig zu uns – einfach, weil es total sinnvoll ist, regelmäßig zu evaluieren, wo mein aktueller Job gegenüber dem Angebot auf dem Markt steht. Sei es in Fragen der Arbeitsinhalte, aber auch bei Themen wie Kultur und Gehalt.
Zum anderen sprechen mit wir unseren Talenten aber auch außerhalb von XING: Via E-Mail, Push-Nachricht, WhatsApp.
Anders als in der Vergangenheit oder auf anderen Professional Social Networks stellen Recruiter·innen-Anfragen auf XING für unsere Talente keine unangenehme Begleiterscheinung dar, sondern sind ein Kernbestandteil unseres Angebots und des Grundes, warum ein·e User·in auf XING sein sollte. Sie signalisieren etwas Positives, nämlich dass ich als Talent begehrt bin. Und deswegen Antworten unsere User·innen heute auch deutlich häufiger auf Anfragen als in der Vergangenheit.
Produkt-Chef Kacper Potega: Vorhang auf für Künstliche Intelligenz
XING Redaktion: In der Suche stehen Recruiter·innen häufig vor der Herausforderung, schnell und effektiv aus einer Vielzahl an potenziellen Kandidat·innen die passendsten herauszufiltern. Wie unterstützt XING Recruiter·innen dabei, gezielt genau diese Profile zu identifizieren?
Kacper Potega: Indem wir eine verrückte Menge Daten über unsere Nutzer·innen sammeln. Auch hier spielt das Thema Job-Wünsche eine zentrale Rolle: Ob jemand heute als Software-Entwickler·in arbeitet, sagt nicht zwingend etwas darüber aus, ob die Person das in Zukunft auch tun möchte. Wir fokussieren uns aber vorwärtsgerichtet stark darauf, genau diese Art von Information von unseren Nutzer·innen einzusammeln – und sie unseren Kund·innen transparent zu machen.
Die Zahlen zeigen, dass wir so zu deutlich besseren Matches in der Lage sind.
XING Redaktion: Du hast XING kürzlich in einem Vortrag als „Performance Biest“ bezeichnet. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz dabei?
Kacper Potega: Eine ganz wesentliche. Künstliche Intelligenz spielt innerhalb unserer Plattform in jedem Schritt der Jobs-Reise unserer Talente mittlerweile eine Rolle – sei es bei der Erzeugung der Jobs-Empfehlungen und Such-Ergebnisse oder bei Features wir den Job-Zusammenfassungen auf den Stellenanzeigen. Auch das ist eines der Geheimnisse hinter unseren starken Performance-Zahlen.
XING Redaktion: Zum Abschluss: Welches XING Produkt-Feature hättest du dir schon zu Anfang deiner Karriere gewünscht?
Kacper Potega: Unseren fantastischen CV-Editor (auf Lebenslauf.com oder xing.com/lebenslauf)! Ich weiß noch, wie ätzend es war, sich einen Lebenslauf in Word zusammenklicken zu müssen. Jeder, der mal versucht hat, in Word ein Bild um 1cm zu verschieben, weiß, wovon ich spreche. Das hätte mir viele Nerven erspart.