Wenn es darum geht, Lebensläufe und Profile zu checken, macht Ihnen niemand was vor. Aber beherrschen Sie auch den Blick hinter die Fassade beim Vorstellungsgespräch? Im Gastbeitrag erzählt Spezialistin Yvonne de Bark, wie Sie als Personalverantwortliche Körpersprache im Recruiting entschlüsseln.
Inhalt
Darum ist das Lesen der Körpersprache im Recruiting unterlässlich
Einfach mal Gedanken lesen – klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? So leicht ist das natürlich nicht. Wie Sie Kompetenz und Fachwissen abklopfen, wissen Sie genau. Aber Sie können Ihr Gegenüber im Bewerbungsgespräch auch anders unter die Lupe nehmen: Nonverbale Signale verraten unbewusst eine Menge über einen Menschen. Wie Sie subtile Hinweise in den Gesten, Mimiken und Haltungen Ihrer Bewerber·innen erkennen, erklärt Körpersprache-Spezialistin Yvonne de Bark.
Yvonne de Bark
Yvonne de Bark, Coach für professionelle Wirkung und Körpersprache.
Die XING Insiderin kennt die Tricks, die es braucht, um nonverbale Kommunikation zu entschlüsseln.
Blinzeln, knibbeln, kauen: Indizien der Unsicherheit
Das Lesen der Körpersprache sollten Sie als Recruiter·in nicht unterschätzen: Mit dieser Fähigkeit gewinnen Sie Kenntnisse weit über die gesprochenen Worte hinaus. Körperhaltung, Mimik, Gestik, Stimme, Sprechweise und Distanzverhalten können Hinweise darauf geben, wie sich das Talent, das Ihnen gegenübersitzt, gerade fühlt. Und wie es Gesagtes tatsächlich meint.
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Ein Interview führen, aber gleichzeitig auf Signale achten und diese auch noch richtig deuten – alles zusammen gar nicht so einfach. Das Wichtigste ist, direkt zu Beginn eine Baseline zu erkennen: Wie ist die Körpersprache bei einem entspannten Smalltalk? Hiervon ausgehend können Sie nun jede Veränderung im Laufe des Gesprächs auf Unsicherheiten und Unwohlsein prüfen. Die häufigsten sind:
- Zusammenpressen der Lippen
- Erhöhtes Blinzeln
- Knibbeln und Spielen an den Fingern
- Vermeiden des Blickkontakts
- Erhöhung der Stimme
- Nutzung von Füllwörtern, wie „Ähm“
- Dauerlächeln
- Kauen auf der Lippe
All das können Sie im peripheren Sichtfeld erkennen. Sie können manche Bewegungen und Hinweise aber auch außerhalb dieser Zone wahrnehmen. Ein plötzliches Erstarren oder das Wickeln der Füße um die Stuhlbeine sind weitere Indizien für hohe Nervosität.
Keine voreiligen Schlüsse!
Aber Vorsicht vor voreiligen Interpretationen! Signale der Unsicherheit können auch Angewohnheiten sein oder kulturelle Hintergründe haben (z.B. das Vermeiden von Blickkontakt). Überhaupt lässt ein Signal allein keine Rückschlüsse zu. Eine Garantie gibt es nie. Wenn Sie plötzlich eine Veränderung der Körpersprache bei ihrem Gegenüber bemerken, fragen Sie lieber in diesem Moment nochmal nach und vertiefen Sie das gerade besprochene Thema.
Was die Beurteilung nicht einfacher macht: Manche Menschen zeigen sich in ihrer Verzweiflung sogar selbstbewusster als sie sich wirklich fühlen. Sie nehmen mehr Raum ein, sind lauter und aufgedrehter. Andere machen sich klein und nehmen kaum Raum ein. Achten Sie deshalb besonders auf das Distanzbedürfnis.
Cheeeese! Die Magie des Lächelns – So überzeugen Sie Talente
Möchten Sie jemandem ein sicheres Gefühl geben, senden Sie sozialen Klebstoff. Was das sein soll? Ganz einfach: ein Lächeln! Sie werden schnell bemerken: Die Kandidat·innen werden entspannter, weil sie wissen, dass „keine Gefahr mehr droht“.
Aufpassen, ein „gedachtes Lächeln“ kann täuschen: Sie glauben, dass Sie lächeln? Manchmal wirkt das nicht so. Stellen Sie sich mal vor einen Spiegel, schließen die Augen und lächeln. Öffnen Sie die Augen wieder. Und? Haben Sie wirklich gelächelt oder war es vielleicht doch nur ein gedachtes Lächeln?
Noch ein wundervoller kleiner Tipp: Denken Sie sich während des Bewerbungsgesprächs mit einem Talent: „Ich mag mein Gegenüber“. Sie werden schnell bemerken: Ihre Körpersprache wird weicher. Und auch das Talent wird sich ebenfalls entspannen.
Körpersprache im Recruiting – Fazit
Sie sehen: Erfolg hängt nicht nur von den richtigen Fragen ab. Gutes Zuhören und Beobachten sind unerlässliche Skills. Indem Sie versuchen, die Körpersprache nicht nur zu deuten, sondern vor allem auch darauf zu reagieren, schaffen sie eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Das ist Gedankenlesen im Recruiting. Ganz ohne Magie, dafür mit viel Fingerspitzengefühl.
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Weitere Praxis-Tipps finden Sie in diesem XING Insider-Artikel von Yvonne de Bark zum Thema “So wird man als Personaler·in positiv wahrgenommen”