Mitarbeitende verlassen keine Unternehmen. Sie verlassen ihre Vorgesetzten. Womit klar ist: Führung innerhalb des Betriebs ist ein zentraler Faktor für die Mitarbeiterbindung, aber auch die Personalgewinnung. Umso wichtiger ist es, die Führungskultur im Recruiting früh sichtbar zu machen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie dies Führungskräften und Recruiter·innen gemeinsam gelingen kann.
Inhalt
Wieso ist Führungskultur im Recruiting wichtig?
66 % der Job-Suchenden geben an, dass ein künftiger Arbeitgeber auf jeden Fall ein gutes Führungsverhalten bieten sollte. Damit ist dieser Aspekt sogar wichtiger als beispielsweise ein höheres Gehalt (61 %) oder die flexible Arbeitszeiteinteilung (61 %). Nur ein langfristig sicherer Job war bei der jüngsten forsa Wechselbereitschaftsstudie im Auftrag von XING noch wichtiger. Das Vorgesetztenverhalten und die Führungskultur sind also entscheidende Faktoren bei der Wahl eines künftigen Arbeitgebers.¹
Fakt ist aber auch: Ein gutes Führungsverhalten ist bis zu einem gewissen Grad subjektiv – und kann erst durch die gelebte Praxis tatsächlich bewertet werden. Für Unternehmen entsteht hier die Herausforderung, ihre Führungskultur im Recruiting bereits vor dem ersten Arbeitstag sichtbar und erlebbar zu machen. Eine positive und offene Führungskultur in der Personalgewinnung kann dafür sorgen, dass sich die besten Bewerber·innen für Ihr Unternehmen entscheiden.
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So gewinnen Sie Top-Talente mit Ihrer Führungskultur im Recruiting
Recruiter·innen und Führungskräfte sollten also früh damit anfangen, die vorherrschende Kultur und gelebten Führungsstile an Interessent·innen zu kommunizieren. Das beginnt dort, wo potenzielle Kandidat·innen erstmalig Informationen einholen, wie der Karriereseite oder den sozialen Medien. Und geht bis hin zu den persönlichen Gesprächen im Bewerbungsprozess – in denen die künftige Führungskraft eine zentrale Rolle einnehmen sollte. Im Folgenden finden Sie unsere Top-5 Tipps, um durch die Kommunikation der Führungskultur im Recruiting Ihren Einstellungserfolg nachhaltig zu steigern.
1. Machen Sie Ihre Führungskultur frühzeitig sichtbar
Bereits vor dem ersten persönlichen Kontakt sollten Sie Interessent·innen die Möglichkeit geben, sich mit Ihrer Unternehmens- und Führungskultur auseinanderzusetzen. Ihre Karriereseite, Social-Media-Kanäle oder Profile auf XING und kununu sind zentrale Anlaufstellen, die Kandidat·innen vor Ihrer Bewerbung besuchen, um mehr über Sie als Arbeitgeber zu erfahren. Und hier spielt auch das Thema Führung eine wichtige Rolle. Ebenfalls wichtig: Ihre Führungskultur kann nur schwer kopiert werden, macht Ihr Unternehmen einzigartig und hebt es somit vom Wettbewerb ab. Nutzen Sie dies, indem Sie beispielsweise folgende Maßnahmen zur Kommunikation der Führungskultur im Recruiting setzen:
- Rufen Sie Ihre Mitarbeitenden dazu auf, authentische Erfahrungsberichte zur Führungskultur auf kununu zu schreiben
- Kommunizieren Sie die wichtigsten Grundprinzipien von Führung in Ihrem Unternehmen auf Ihrer Karriereseite
- Erstellen Sie eine Social-Media-Beitragsserie zu Führungskultur und -grundsätzen in Ihrem Betrieb und binden Sie dabei Führungskräfte ein
2. Binden Sie Führungskräfte ins Active Sourcing ein
Immer häufiger werden neue Mitarbeitende nicht mehr rein über Stellenanzeigen erreicht – sondern mittels einer direkten Ansprache über Netzwerke wie XING. Das sogenannte Active Sourcing verspricht besonders gute Ergebnisse, wenn die Führungskraft direkt in den Prozess eingebunden wird. Schließlich zeugt es von besonderer Wertschätzung, wenn potenzielle Kandidat·innen direkt von dem·der künftigen Vorgesetzten gesagt bekommen, wieso sie gut ins Team passen.
Dazu ein Beispiel: Die Recruiting-Spezialist·innen übernehmen die Suche und Identifikation passender Profile und teilen Ihre Expertise mit den internen Führungskräften, beispielsweise in Form einer Anschreiben-Vorlage. Die tatsächliche Ansprache der Talente entfällt dann aber auf die Führungskräfte selbst. So lernen potenzielle Kandidat·innen bereits beim ersten Kontakt die·den künftige·n Vorgesetzte·n kennen. Und erfahren so aus erster Hand, welche Führungskultur zu erwarten ist.
3. Zeigen Sie Ihre Führungskultur im Bewerbungsgespräch
Etablieren Sie einen Austausch über die Führungskultur in der Personalgewinnung als fixen Bestandteil des Bewerbungsgesprächs. Vorgesetzte sollten demnach bereits vor den Gesprächen reflektieren, was ihre Führung ausmacht und was sie von ihrem Team erwarten. Diese Erwartungen können dann offen und transparent im Gespräch kommuniziert werden. So wissen Talente bereits frühzeitig, was auf sie als Mitarbeiter·in zukommen würde. Und können damit für sich persönlich entscheiden, ob eine Beschäftigung in diesem Unternehmen für sie infrage kommt.
Risiko von Frühfluktuation reduzieren
Wenn Sie Talenten die Möglichkeit geben, für sich selbst abzugleichen, ob diese Führungskultur zu ihnen passt, reduzieren Sie das Risiko von Frühfluktuation. Seien Sie also von Beginn an transparent und überzeugen Sie so jene Kandidat·innen, die auch wirklich zu Ihnen passen. Und Ihnen damit wahrscheinlicher langfristig erhalten bleiben.
4. Klären Sie Wünsche zur Führungskultur im Recruiting
Führung ist etwas äußerst Individuelles, denn verschiedene Arbeitnehmer·innen bringen unterschiedliche Erwartungen an ihre Vorgesetzten mit. Besonders positiv kommt es in diesem Zusammenhang an, wenn Führungskräfte auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kandidat·innen eingehen. Fragen Sie hierzu bereits im Bewerbungsgespräch aktiv nach, was sich Bewerbende von Vorgesetzten erwarten und wie für sie eine positive Führungskultur aussehen sollte. Zeigen Sie – wenn mit Ihrer vorherrschenden Unternehmenskultur vereinbar – Bereitschaft, diese Bedürfnisse auch zu erfüllen. Betriebe, die derart aktiv auf ihre Bewerbenden eingehen, sorgen für einen äußerst positiven Eindruck und erhöhen so die Chance, dass sich Top-Talente für sie entscheiden.
5. Thematisieren Sie die Einarbeitung bereits vor der Einstellung
Transparenz hinsichtlich der Führungskultur können Sie im Recruiting auch dann schaffen, wenn Sie bereits in den Vorstellungsgesprächen aufzeigen, wie sich die ersten Wochen im Betrieb gestalten werden. Hierfür ist der Einarbeitungsplan entscheidend. Natürlich muss dieser im Bewerbungsprozess noch nicht im Detail feststehen. Es ist aber durchaus empfehlenswert, dass Sie Ihren Kandidat·innen klare Angaben machen können, was sie zum Start erwartet. Hierbei sind beispielsweise folgende Informationen wichtig:
- Rolle der Führungskraft in der Einarbeitung
- Typische Meeting-Formate im Team
- Wichtigste Ansprechpartner·innen in der Einschulung
- Rahmenbedingungen des Onboardings
Wichtigste Eigenschaften einer Führungskraft
Regelmäßiges Feedback (91 %), Überlassen von Verantwortung (86 %) sowie das Einnehmen einer Mentor·innen-Rolle (78 %) sind einer Studie zufolge zentrale Eigenschaften einer guten Führungskraft.² Diese Eigenschaften können Sie bereits im Bewerbungsprozess unterschwellig kommunizieren, indem Sie über die Einarbeitung sprechen.
Führungskultur in der Personalgewinnung: Fazit
Das Vorgesetztenverhalten in einem Unternehmen ist häufig der entscheidende Faktor, wieso Unternehmen ihre Mitarbeitende langfristig binden können. Damit ist auch klar, dass in der Kommunikation der Führungskultur im Recruiting ebenfalls massives Potenzial liegt.
Unternehmen, die bereits im Bewerbungsprozess aufzeigen, wofür ihre Vorgesetzten stehen, können sich damit vom Wettbewerb abheben. Die Teilnahme von Führungskräften in Bewerbungsgesprächen stellt dabei schon fast eine Grundvoraussetzung dar. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, die Führungskultur entlang der verschiedenen Kontaktpunkte im Recruiting-Prozess transparent zu machen – von der Karriereseite und den Unternehmensprofilen auf XING und kununu bis hin zu den persönlichen Gesprächen mit den Kandidat·innen.
Was Sie außerdem interessieren könnte:
¹ forsa im Auftrag von XING, Wechselbereitschaftsstudie 2024; zur: XING Langzeitstudie.
² Statista, Was eine gute Führungskraft ausmacht, 2017.